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Persönlicher Nachruf auf unsere Kollegin Christina Günther
30.04.2025

Persönlicher Nachruf auf unsere Kollegin Christina Günther

Ein persönlicher Nachruf verfasst von Rainer Michael Rilke, im Austausch mit Kolleginnen und Kollegen – im Namen des Leadership Teams der WHU

Christina Günther war einer dieser Menschen, bei denen man spürte, dass eine Begegnung mehr bedeutete als nur ein Austausch von Worten. In der Begegnung mit ihr lag etwas Unaufgeregtes, aber Klärendes. Kein großes Auftrumpfen, kein Griff nach Aufmerksamkeit – sondern ein ruhiges, waches Interesse, das einem das Gefühl gab, gemeint zu sein. Ein Satz von ihr konnte mehr bedeuten als viele wohlmeinende Gespräche. Sie war gegenwärtig – und das war nicht selbstverständlich.

Was viele zuerst an ihr wahrnahmen, war ihre Herzlichkeit. Diese rheinische Offenheit, das freundliche Lächeln, ein Humor, der leichtfüßig war, aber nie belanglos. Sie konnte Atmosphäre schaffen, in Gesprächen, in Begegnungen, in Sitzungen – und dabei stets ganz bei sich bleiben. Ihre Ernsthaftigkeit lag nicht schwer in der Luft. Sie war ruhig, aufmerksam, zugewandt. Wer mit ihr sprach, spürte: Hier hört jemand wirklich zu. Ihre Neugier war echt, ihr Interesse aufrichtig. Und gerade dadurch wirkte sie – nicht laut, sondern tief. Ihre Zugewandtheit und Verlässlichkeit zeigten sich nicht nur in wissenschaftlichen Kooperationen, sondern ebenso in der alltäglichen Zusammenarbeit – mit Kolleginnen und Kollegen aus allen Bereichen der Hochschule.

In der Begegnung war sie verbindlich, aber nie vereinnahmend. Christinas Freundlichkeit hatte keine Maske. Sie konnte lachen, ja, und dieses Lachen kam von einem Ort, den man nicht so oft sieht im akademischen Betrieb: von dort, wo Milde und Schärfe sich die Waage halten. In ihrem Denken lag eine Klarheit, die nicht forderte, sondern überzeugte. Als hätte sie sich früh entschieden, sich nicht treiben zu lassen vom Modischen, vom Lauten, vom Schrillen. Sie wählte beharrlich das Unbequeme, wenn es das Richtige war. Sie war sich treu. Und dadurch glaubwürdig.

Es war ihr ein Bedürfnis, die Dinge zu verbinden: Theorie und Praxis, Hochschule und Unternehmen, Institution und Region. Doch sie tat dies nicht, um Netzwerke zu pflegen oder Strukturen zu optimieren – sondern weil ihr an echten, tragfähigen Beziehungen lag. Ihr ging es um Menschen, nicht um Profile. Um Vertrauen, nicht um Schlagworte. Sie hörte zu, erinnerte sich, blieb in Kontakt. Was sie tat, wurzelte – in persönlichen Begegnungen, in Offenheit, in Verlässlichkeit. Und es trug. Und es trägt bis heute.

Christinas Verständnis von Wissenschaft war klar, analytisch und zugleich offen für das Unfertige. Sie betrachtete Forschung nicht als Bühne, sondern als gemeinsame Arbeit an klugen Fragen – und als Raum, in dem auch Ungewöhnliches seinen Platz haben darf. Sie förderte, begleitete, ließ wachsen – ohne Aufheben, ohne Inszenierung. Sie hatte ein Gespür für das Schräge, das noch nicht ganz Durchdachte, das nicht sofort in Tabellen passt. Vielleicht, weil sie wusste, dass gerade dort manchmal neue Einsichten entstehen.

Sie war nicht diejenige, die sich an den Rand drängte, wenn es ungemütlich wurde. Im Gegenteil. Wenn Verantwortung verteilt wurde, war sie schon da – mit einem Plan und einem klaren Gedanken. Und manchmal auch mit einem trockenen Kommentar, der das Gesagte in die richtigen Proportionen rückte.

Was bleibt, ist eine Leerstelle, die nicht auf sich aufmerksam macht – aber die spürbar ist. In Gesprächen, in Sitzungen, in Fluren, in den Zwischenräumen. Wir erinnern uns an eine Kollegin, deren Wirken nicht auf Außenwirkung zielte. Und gerade deshalb hat sie so viel bewirkt – ihr Wirken bleibt: in unserer Arbeit, in unserem Denken, in der Art, wie wir einander begegnen.

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