Über Resilienz und Karrierewechsel nach Abschluss des Executive MBA
Wenn man mit Executive MBA-Absolvent:innen spricht, erhält man oft spannende Einblicke in faszinierende Karrierewege, Hintergrund- und Erfolgsgeschichten. Es ist jedoch vielleicht das erste Mal, dass sich ein EMBA-Absolvent dazu entschlossen hat, in mehreren Etappen mit dem Fahrrad die Welt zu umrunden, um Geld für wohltätige Zwecke zu sammeln. Seit 2017 ist Karsten Drath quer durch Europa, von Gibraltar bis zum Nordkap und von Lissabon bis zur polnischen Grenze geradelt. Wir sprechen mit dem Alumnus des Kellogg-WHU Executive MBA-Programms, Unternehmer, Gründer, Coach und Podcast-Moderator darüber, warum er sich zu einem solch ambitionierten Abenteuer entschlossen hat.
„Ich möchte Menschen dazu inspirieren, ihre Resilienz und ihr Selbstvertrauen zu stärken. Wir haben durch jahrelange Forschung gelernt, dass diese wie Muskeln trainiert werden können. Bei dieser Herausforderung geht es weniger um Sport oder Fitness als um die mentale Stärke, trotz Widrigkeiten weiterzumachen. Sich gegen einen Schneesturm zu stemmen, auf der anderen Seite herauszukommen und sich besser zu fühlen. Die Spenden, die wir durch die Challenge sammeln, gehen zu 100 % an die Cosmikk-Foundation, die Nichtregierungsorganisationen und Sozialunternehmen Zugang zu kostengünstigem Coaching und Organisationsentwicklung ermöglicht, um sie in ihrer Arbeit zu stärken. Die Einnahmen der diesjährigen Tour gehen an die zis-Stiftung und die Hilfsorganisation Dachzeltnomaden im Ahrtal, die Opfern der Flutkatastrophe vom 14. und 15. Juli 2021 hilft. Wir glauben, dass Organisationen eine derartige Unterstützung benötigen, um wachsen zu können; mit Geld allein lässt sich die Welt nicht retten."
Karsten Drath hat seine Fundraising-Mission in mehrere Etappen aufgeteilt und gerade einen Teil der Fahrt durch Nordamerika abgeschlossen. Diese führte ihn 2.800 Kilometer von der Küstenregion Vancouvers durch die Rocky Mountains in die Prärie von Saskatoon und brachte ihn in die Nähe gefährlicher Wildtiere, wie Bären, Wölfe und Pumas. „Überraschenderweise sind gar nicht die Bären das Beängstigendste an Kanada, sondern LKW-Fahrer und Gewitter“, lacht er.
Ein Perspektivenwechsel.
Als gelernter Ingenieur wurde Karsten nicht zuletzt aufgrund seiner Arbeitsmoral schon früh in seiner Karriere in Führungspositionen befördert. Er stellte jedoch immer wieder fest, dass er trotz seiner Erfahrung eine sehr technische Sichtweise hatte, und er sah oft eine Kluft zwischen sich und der oberen Führungsebene. „Es ging mir darum, besser zu verstehen, wie man eine Organisation und ein Team gestaltet. Da ich damals eine junge Familie hatte und im Ausland arbeitete, suchte ich nach einem Teilzeit-MBA, der zeitlich passte. Außerdem wollte ich ein Programm mit einer internationalen Perspektive, da ich einen Großteil meiner Karriere in verschiedenen Ländern gearbeitet hatte und wusste, wie wichtig unterschiedliche Sichtweisen sind. Der Kellogg-WHU Executive MBA war daher genau das Richtige für mich.“
Nach dem EMBA-Studium leitete Karsten zunächst ein internationales Team in einem großen Transportunternehmen und wechselte dann 2007 als Managing Director zu dem IT-Großkonzern Dell. Sein beachtlichster Karriereschritt erfolgte jedoch 2011, als er Executive Coach wurde. „Ich arbeite gerne mit Menschen. An meinen Führungspositionen hat mir immer besonders gefallen, ein Team zu bilden und gemeinsam Hindernisse zu überwinden oder Erfolge zu feiern. Damals wusste ich noch nicht, dass das, was ich tat, zum Coaching gehört, aber der menschliche Aspekt meiner Arbeit faszinierte mich. Ich hatte eine gut bezahlte und komfortable Position bei Dell, aber ich wollte das tun, was ich liebe. Ich kam mit Leadership Choices (einem Beratungsunternehmen für Führungskräfte) in Kontakt und der Rest ist Geschichte. Ich beschloss, Psychotherapeut zu werden, also begann ich erneut eine Ausbildung und arbeitete in einer Klinik, in der ich Führungskräften mit Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), Depressionen oder Angstzuständen half. Dabei fragte ich mich: ,Warum sitze ich hier als Therapeut und sie als Patient:innen? Was unterscheidet uns voneinander?´ Das war der Auslöser für meine Forschungen zur Resilienz."
Coaching für einen guten Zweck.
Der jüngste Einsatz von Leadership Choices erfolgte nach der Flutkatastrophe im Ahrtal im Juli 2021. „Wir (Leadership Choices) sind 150 Menschen aus 12 Ländern, wie können wir also den Menschen dort helfen? Wenn das eigene Haus überflutet ist, sucht man natürlich nicht nach einem Coaching. Wir wandten uns an Dachzeltnomaden, eine etablierte Hilfsorganisation, die den Menschen vor Ort hilft, ihre Häuser und die Region wieder bewohnbar zu machen. Als freiwillige Helfer:innen halfen wir bei der Arbeit an den Häusern der Flutopfer. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine vertrauensvolle Beziehung und wir wurden eingeladen, Workshops für das Führungsteam zu halten, Einzelcoachings anzubieten, bei Konflikten zu vermitteln und bei der Strategieentwicklung zu helfen. Sie sind sowohl vom Alter her (das Durchschnittsalter ist 30 Jahre) als auch als Organisation jung, aber sie haben bereits unglaubliche Arbeit geleistet, um den Überlebenden zu helfen. Von dort aus konnten wir Verbindungen zu lokalen Geschäftsinhabern herstellen und ihnen helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Das war auch die Motivation für diese Fundraising-Tour.“ Es war zudem der Anstoß zur Gründung der Cosmikk-Foundation, um weiterhin Geld für Hilfsorganisationen, NGOs und soziale Unternehmen zu sammeln.
Resilienz ist ein Begriff, den man verwenden könnte, um die verbliebene Bevölkerung im Ahrtal zu beschreiben, die trotz der Tragödie entschlossen ist, ihr Leben wieder aufzubauen. Karsten weist jedoch darauf hin, dass der Begriff oft falsch verwendet wird: „Wir sollten Resilienz nicht mit Zähigkeit verwechseln. Vielmehr bedeutet Resilienz, auf sich selbst zu hören und zu verstehen, was man braucht. Es geht darum, zur Ruhe zu kommen und neue Energie zu tanken, sei es auf psychologischer, spiritueller oder sozialer Ebene. Die Veränderung erfolgt aus dem eigenen Inneren. Es geht nicht darum, Gefühle zu unterdrücken oder so zu tun, als ginge es einem gut, sondern darum, die Ressourcen um einen herum zu nutzen, um gestärkt aus einer Krise hervorzugehen.“
Spenden sind willkommen.
Wenn Sie das Fundraising-Projekt der Cosmikk-Foundation durch eine Spende unterstützen möchten, gehen Sie direkt auf Karsten Draths Reise-Blog und klicken dort auf den Button „Donate“.