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17.03.2025

„Ich brauche die Sicherheit, mit solchen Erlebnissen nicht allein zu sein“

WHU-Student Tom Augustin spricht über die Arbeit der studentischen Initiative WHU First Responder – und warum sie so wichtig ist

Mehr als 200 Notfalleinsätze im vergangenen Jahr, davon zwölf Reanimationen, drei Blutspendetage mit insgesamt 231 neuen Blutkonserven und zahlreiche ehrenamtliche Einsätze bei Veranstaltungen:  Die Initiative WHU First Responder der WHU – Otto Beisheim School of Management ist immer dort, wo Hilfe gebraucht wird – und rettet im Ernstfall Leben. WHU-First-Responder-Aufsichtsratsmitglied und WHU-Student Tom Augustin (Bsc 2026) spricht mit uns über belastende Einsätze, den Sinn eines Aufsichtsrates bei den First Respondern und seinen Berufswunsch.

Tom, ihr hattet im vergangenen Jahr mehr als 200 Einsätze, davon musstet ihr in etwa zwölf Situationen Menschen reanimieren. Du selbst hast im vergangenen Jahr zwei Mal einen Menschen reanimiert. Wie gehst du mit solchen existenziellen Erfahrungen um? 

Wenn ich weiß, ich kann danach mit unseren Teamkollegen darüber sprechen, ist das für mich sehr wichtig. Ich brauche die Sicherheit, mit solchen Erlebnissen in dem Moment und im Nachgang nicht allein zu sein. Insbesondere bei schweren Autounfällen, wie bei dem im vergangenen Jahr gegenüber der Stadthalle, ist diese Sicherheit für mich extrem wichtig. Wir kommen durch die Arbeit, die wir bei den First Respondern leisten, regelmäßig in emotional stressige Situationen. Aber durch den sehr guten Zusammenhalt bei uns im Team, kann ich damit umgehen und einen kühlen Kopf bewahren.

Eure Initiative wächst jedes Jahr. Inzwischen habt ihr 30 aktive und 619 passive Mitglieder – und seit diesem Jahr auch einen Aufsichtsrat, in dem du Mitglied bist. Wozu braucht ihr ein solches Gremium?

Für unsere Arbeit ist es enorm wichtig, dass das Wissen, was wir uns angeeignet haben, in der Initiative bleibt und an die neuen Mitglieder und den neuen Jahrgang weitergegeben wird. Das ist essenziell. Auch ist es wichtig, die Kontakte zum Deutschen Roten Kreuz und den Johannitern dauerhaft zu halten und zu pflegen. Außerdem sind wir zum Beispiel mit einem Notarzt aus dem Bundeswehrzentralkrankenhaus befreundet, der uns schon einmal eingeladen hat und uns die Abläufe vor Ort und neue Behandlungstechniken gezeigt hat. Solche Kontakte sind für uns sehr wichtig. Wir wollen uns deshalb quartalsweise mit dem neuen Vorstand treffen und stehen den neuen Mitgliedern beratend und bei Fragen immer zur Seite. 

“Es ist wichtig, dass wir schnell helfen”

Die Notfallrettung in und um Koblenz und Vallendar ist ausbaufähig. Mit eurer Arbeit schließt ihr eine Lücke im System. Angenommen, ich stürze in Vallendar und rufe die 112. Kommen dann automatisch die First Responder? 

Wir hören jeden Notruf mit, der von Vallendar ausgeht. Da es in Vallendar keine eigene Rettungsleitstelle gibt, sind wir als Ersthelfer:innen normalerweise innerhalb von drei Minuten vor Ort, meist ist das vor dem Rettungswagen. Wenn es sich um einen Notfall wie einen Herzinfarkt oder Schlaganfall handelt und der Rettungswagen erst nach 15 Minuten am Einsatzort eintrifft, kann das bereits zu spät sein. Es ist daher wichtig, dass wir schnell helfen. Wenn es sich um kleinere Notfälle wie leichtere Verbrennungen oder Stürze handelt, ist es aber auch sinnvoll, dass der Rettungsdienst damit gar nicht erst belastet wird. Auch dann übernehmen wir. 

Du studierst International Business Administration im 4. Semester und machst im kommenden Jahr deinen Abschluss. Spielst du mit dem Gedanken, danach auch noch Medizin zu studieren? 

Nein, mein Berufswunsch steht fest. Aber tatsächlich spiele ich mit dem Gedanken, nach meinem Abschluss eventuell noch eine Ausbildung zum Rettungssanitäter zu machen. Allerdings kenne ich jemanden, der nach seinem Bachelor an der WHU jetzt noch Medizin studiert, weil er durch die Arbeit bei den First Respondern gemerkt hat, dass der Arztberuf genau der richtige für ihn ist. 

Den ersten Blutspendetag für dieses Jahr habt ihr schon hinter Euch und auch die ersten Einsätze. Was steht bei Euch für 2025 noch auf dem Programm? 

Wir organisieren auch in diesem Jahr wieder insgesamt drei Blutspendetage. Zudem sind wir – wie jedes Jahr – bei zahlreichen WHU-Veranstaltungen wie IdeaLab, Campus for Finance etc. vor Ort. Seit dem vergangenen Jahr unterstützen wir außerdem montags abends die Herzsportgruppe in Vallendar. In der Gruppe trainieren Menschen mit bekannten Herzerkrankungen. Während dieser Zeit sind wir auf Abruf in Bereitschaft. Wenn jemandem etwas passiert, können wir sofort losfahren und helfen. 

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