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23.01.2025

Fünf Fragen an Hypnu

Erstes Start-up mit 14, viertes Start-up mit 21 – WHU-Absolvent Johannes Jäschke ist mit Mitte 20 bereits Seriengründer

Eine Künstler-Agentur, eine KI-basierte Lern-App, ein E-Commerce und jüngst die Hypnose-App „Hypnu“, die er erfolgreich an ein kanadisches Unternehmen verkauft hat. Im Alter von gerade einmal 25 Jahren ist Johannes Jäschke (BSc 2020) bereits Seriengründer und hat im Entrepreneurship-Ökosystem umfangreiche Erfahrungen gesammelt. Sein erstes Start-up gründete er mit 14 neben der Schule, später studierte er Betriebswirtschaft an der WHU – Otto Beisheim School of Management. Und nach dem erfolgreichen Exit bei Hypnu ist die Gründung des nächsten Start-ups wohl nur eine Frage der Zeit. 

1. Johannes, vor Kurzem hast du dein Unternehmen Hypnu an eine kanadische Firma für einen mittleren sechsstelligen Betrag verkauft. Hinter der Hypnose-App standen erfahrene Hypnotiseur:innen, die dafür gesorgt haben, dass bei den Nutzer:innen der App Ängste überwunden oder Einschlafprobleme beseitigt werden konnten. Wie schwierig ist es, den Markt und potenzielle Kund:innen davon zu überzeugen, dass eine Hypnose-App auf wissenschaftlicher Basis funktioniert und kein Hokuspokus ist?

Alle wird man wohl nie überzeugen. Hypnose fasziniert die Menschen einfach zu sehr, und das Bild, das in den Medien oder durch Showhypnose vermittelt wird, trägt seinen Teil dazu bei. Besonders in den USA wird Hypnose manchmal in die Nähe von Voodoo gerückt – da wird es schwierig, solche Vorstellungen aufzulösen.

Aber es gibt viele Menschen, die offen dafür sind und sich von der soliden wissenschaftlichen Studienlage überzeugen lassen. Hier waren Hypnotiseure mit klinischem Hintergrund besonders wertvolle Partner für uns, weil sie dieselben Ziele verfolgen wie wir: Hypnose als ernstzunehmende und wirksame Methode zu etablieren.

Kurz gesagt: Wer in Las Vegas eine Hypnose-Show besucht hat, tut sich vermutlich schwer damit, Hypnose als seriöse Therapieform zu sehen. Wer allerdings offen gegenüber Meditation und ähnlichen Techniken ist, der erkennt meist auch das Potenzial der Hypnose.

2. Anwendungsmöglichkeiten für eine Hypnose-App hast du in deinem eigenen Umfeld bemerkt. Ist das das Geheimnis für die erfolgreiche Entwicklung ?

Das Wichtigste ist, den größten Fehler vieler Start-ups zu vermeiden: Nicht das eigene Problem lösen, sondern eines, das tatsächlich viele andere Menschen betrifft. Zu viele Gründer täuschen sich da selbst und behaupten: ‘Viele Leute haben das Problem auch’, obwohl es in Wahrheit nur ihr eigenes ist.

Der zweite Punkt: Man muss im Vergleich zur Konkurrenz einen echten Mehrwert bieten. Es reicht nicht, einfach nur anders zu sein oder mehr Features zu haben. Es geht darum, das Problem der Kund:innen besser zu lösen als jede andere Alternative auf dem Markt.

Wenn man dann noch ein Problem findet, für dessen Lösung Menschen bereit sind, zu zahlen, und gleichzeitig solide Markteintrittsbarrieren existieren, hat man eine wirklich vielversprechende Geschäftsidee.

3. Vier Start-ups hast du bisher gegründet. Nicht alle waren von Erfolg gekrönt, was in der Start-up-Welt nicht unüblich ist. Welche Tipps würdest du Gründenden geben, damit sie nicht den Mut verlieren und es trotzdem weiter probieren, auch wenn es mal Rückschläge gibt?

Den Mut wegen Rückschlägen zu verlieren oder sich aus Angst vor ihnen zu bremsen, ist meiner Meinung nach vor allem ein Mindset-Problem. Ich sehe das anders: Ein Rückschlag ist gleichzeitig auch ein Indikator für Fortschritt. Solange ich näher an meinem Ziel scheitere, bedeutet das für mich, dass ich vorankomme. Wichtig ist vor allem, dass man aus jedem Fehler lernt, besser wird und den Fortschritt auch messen kann – zum Beispiel am Gewinn, den ein Start-up abwirft. Wenn ich viermal gründe und der Gewinn jedes Mal steigt, dann mache ich definitiv etwas richtig.

Ein weiterer Punkt: Solange man sich nicht verschuldet, ist die größte “Downside” des Scheiterns, dass man sich eben wieder einen Job suchen muss. Und dann ist man in der Regel sogar ein interessanterer Kandidat als viele andere, die es nie probiert haben. Man bringt wertvolle Erfahrungen mit, wird attraktiver für Arbeitgeber – oft sogar für ehemalige Wettbewerber. Scheitern stärkt also langfristig die Chancen im Markt – insbesondere in den USA, aber auch in Deutschland.

Ganz ehrlich: Was ist das Schlimmste, das in Deutschland passieren kann? Wir haben eines der besten Absicherungssysteme der Welt – da müssen wir nicht so ängstlich sein. Ein paar Monate auf Unterstützung angewiesen zu sein – das ist kein existenzielles Risiko, sondern maximal eine Herausforderung fürs eigene Ego. Ein bisschen mehr Mut würde uns guttun.

4. Bislang hast du bei deinen Start-ups darauf verzichtet, Investoren ins Boot zu holen. Stattdessen hast du auf eigene finanzielle Mittel gesetzt. Welche Vorteile bringt das und welche Chancen lässt man dadurch möglicherweise liegen? 

Der größte Vorteil, wenn man auf eigene finanzielle Mittel setzt, ist die Realitätsnähe und der verantwortungsvolle Umgang mit den Ressourcen, die man selbst erwirtschaftet hat. Wer einmal sein eigenes Geld riskiert hat, denkt anders über Risiko und Rendite nach. Ich würde nicht sagen, dass ich dadurch unbedingt sparsamer bin – aber definitiv stärker orientiert an und fokussierter auf die Rentabilität einer Investition. Es geht darum, jede Entscheidung genau abzuwägen und gezielt in die Dinge zu investieren, die wirklich einen Mehrwert bringen.

Natürlich lässt man auch Chancen liegen, wenn man ohne Investoren arbeitet. Es gibt Geschäftsmodelle, die schlichtweg sehr viel Kapital erfordern, um zu skalieren oder überhaupt starten zu können. Das muss man sich vorher bewusst machen und sich überlegen, ob das eigene Modell dafür geeignet ist.

5. Nach deinem Exit von Hypnu möchtest du wahrscheinlich nicht die Hände in den Schoß legen und dem Unternehmertum den Rücken zukehren. Was sind deine nächsten Schritte und wovon wird man als nächstes hören?

Auf keinen Fall! Es gibt noch viel zu tun, gerade hier in Deutschland. Solange ich an einem realen Problem arbeiten kann, das sowohl Impact-Potenzial als auch eine unbegrenzte finanzielle Upside bietet, werde ich weiter gründen.

Aktuell bin ich gemeinsam mit einem ehemaligen Co-Founder auf der Suche nach einer neuen Herausforderung. Falls jemand ein Founder-Team sucht: Schreibt mir gerne auf LinkedIn! Bis dahin unterstütze ich als Mentor nicht-technische Gründer:innen bei ihrer ersten Tech-Gründung – auch hier gilt: Wenn ich helfen kann, meldet euch auf LinkedIn!

 

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