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14.05.2025

Fünf Fragen an Akribion Therapeutics

WHU-Alumnus Lukas Linnig erforscht zusammen mit seinen Mitgründern ein Heilmittel gegen Krebs

Absolventinnen und Absolventen der WHU – Otto Beisheim School of Management wird mit auf den Weg gegeben, in der Welt einen positiven Wandel anzustoßen. Ein besonders gutes Beispiel dafür ist das 2024 gegründete Unternehmen Akribion Therapeutics. Es arbeitet an einem neuen, revolutionären Verfahren zur Bekämpfung von Krebszellen, ohne dass gesunden Zellen geschadet wird. Bei einem Durchbruch könnte die Behandlung zahlreichen Krebspatienten Hoffnung schenken. Gegründet wurde das Unternehmen von WHU-Alumnus Lukas Linnig (EMBA 2022) und Co-Foundern. Die Besonderheit an Akribion Therapeutics: Das Unternehmen ist eine Ausgründung aus BRAIN Biotech in Hessen. Warum dieser Schritt nötig war und was die neue Behandlungsmethode zu leisten im Stande sein soll, hat uns Lukas Linnig im Interview verraten.

Lukas, im vergangenen Jahr habt ihr Akribion Therapeutics gegründet. Ihr hofft, ein Heilmittel für Krebs zu finden. Woran genau arbeitet ihr und wie seid ihr auf diesen Forschungszweig gestoßen?

Akribion Therapeutics entwickelt eine völlig neue Klasse von Therapeutika zur gezielten Zerstörung von Krebszellen. Unsere Technologie basiert auf einem Enzym, das spezifisch erkrankte Zellen angreift und dabei gesunde Zellen schont. Der Ursprung dieser Forschung liegt in der langjährigen Arbeit unseres Teams bei Brain Biotech, wo wir zunächst auf der Suche nach Enzymen mit anderen Funktionen waren und per Zufall auf G-dase E gestoßen sind. Mit der Erkenntnis, dass G-dase E ein einzigartiges Potenzial zur gezielten Zerstörung bestimmter Zellen besitzt, haben wir uns entschieden, dieses Konzept weiterzuentwickeln und auf die Onkologie zu übertragen.

Euer Unternehmen ist noch relativ jung. Welche Entwicklungen und Ergebnisse erhofft ihr euch in den kommenden fünf bis zehn Jahren? 

In den kommenden Jahren wollen wir das Enzym von der präklinischen Forschung in die klinische Entwicklung überführen. Unser Ziel ist es, in den nächsten fünf Jahren die ersten klinischen Studien zu starten, um die Sicherheit und Wirksamkeit unserer Therapie zu belegen. Langfristig – in einem Zeithorizont von zehn Jahren – streben wir eine Zulassung und den breiten Einsatz unserer Therapie in der Onkologie an. Parallel dazu arbeiten wir daran, unsere Plattformtechnologie auf weitere Indikationen auszudehnen und so das Anwendungsspektrum zu erweitern.

Zur Gründung von Akribion Therapeutics waren weitreichende Schritte notwendig: Ihr habt das Unternehmen aus BRAIN Biotech ausgegründet, du bist 2022 von deinem Posten als Finanzvorstand bei BRAIN zurückgetreten und deine Co-Founder sind nachgezogen. Wieso war es notwendig, mit Akribion Therapeutics auf eigenen Beinen zu stehen?

Eine erfolgreiche Arzneimittelentwicklung erfordert eine völlig andere Strategie als industrielle Biotechnologieprojekte. Der Fokus auf eine eigene Pipeline, klinische Studien und regulatorische Anforderungen bringt spezifische Herausforderungen mit sich, die am besten in einem spezialisierten Unternehmen angegangen werden können. Zudem benötigen Investor:innen eine klare Fokussierung, um das finanzielle Risiko in einem hochinnovativen Bereich wie der Wirkstoffentwicklung einzugehen. Durch die Ausgründung konnte Akribion Therapeutics die notwendige Unabhängigkeit erlangen, um gezielt in die Entwicklung neuer Therapeutika zu investieren. Innerhalb der BRAIN wäre das nicht möglich gewesen, da die finanziellen Mittel für die Entwicklung bei BRAIN nicht ausreichend vorhanden sind und eine Finanzierung über BRAINs Investoren aufgrund des stark unterschiedlichen Risikoprofils nicht realistisch war.

Eure Forschung zur Zerstörung erkrankter Zellen anhand von RNA-Biomarkern – ohne dabei gesunde Zellen zu beschädigen – birgt enormes Potenzial. Gleichzeitig besteht ein hohes Risiko, dass am Ende doch kein Heilmittel für Krebs gefunden wird. Dennoch habt ihr gerade acht Millionen Euro in einer Seed-Finanzierungsrunde erhalten. Wie überzeugt man Investor:innen davon, ein solches Risiko einzugehen?

Venture-Capital-Investoren – insbesondere in der Biotechnologie – wissen, dass Innovation immer mit Risiko verbunden ist. Entscheidend ist es, eine überzeugende wissenschaftliche Basis zu präsentieren und klare Meilensteine für die Weiterentwicklung zu definieren. Unsere Technologie basiert auf fundierten Daten, und wir haben ein Team mit tiefgehender Erfahrung in der Biotechnologie. Zudem ist das Marktpotenzial enorm: Die Möglichkeit, Krebszellen selektiv zu eliminieren, ohne gesunde Zellen zu beeinträchtigen, könnte einen Paradigmenwechsel in der Krebstherapie bedeuten. Diese Kombination aus wissenschaftlicher Validierung, starkem Team und großem Marktpotenzial hat Investoren überzeugt, uns in dieser frühen Phase zu unterstützen.

2022 hast du das Kellogg-WHU EMBA Programm abgeschlossen. Was hat dir das Programm geboten, das dir deine kurze Zeit später folgende Gründung erleichtert hat?

Das EMBA-Programm hat mir wertvolle Werkzeuge für die Unternehmensgründung und -führung an die Hand gegeben. Besonders hilfreich war das strategische Denken in komplexen Umfeldern sowie das Netzwerk, das ich dort aufgebaut habe. In der Biotechnologie spielen Partnerschaften, Finanzierung und Skalierung eine zentrale Rolle – das Programm hat mir geholfen, diese Aspekte systematisch zu adressieren. Zudem hat der unternehmerische Fokus der WHU mich darin bestärkt, den Schritt aus der Unternehmenswelt in die Start-up-Welt zu wagen.

Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg. 

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