Mit 19 Jahren führt WHU-Studentin Nour Idelbi (BSc 2026) bereits zwei Start-ups – und das mit Erfolg.
Nour Idelbi hat die Sicherheits-App SafeSpace entwickelt und will mit dem gesunden Erfrischungsgetränk pop'it bald die Supermarktregale erobern. Im Interview spricht die gebürtige Münsteranerin über Herausforderungen als junge Gründerin, ihre Motivation und die Rolle der WHU.
Nour, die Idee zu SafeSpace ist schon während deiner Schulzeit entstanden. Wie kam es dazu?
Schon als Jugendliche im Jugendrat meiner Heimatstadt Münster fiel mir auf: Viele junge Menschen – besonders Frauen – fühlen sich abends auf dem Heimweg unsicher. Auch ich hatte oft ein mulmiges Gefühl, wenn ich durch dunkle Straßen ging. In einem Schulworkshop zum Thema Unternehmertum habe ich in der zehnten Klasse den ersten Entwurf von SafeSpace entwickelt: eine App, die Sicherheit im Alltag erhöht. Es folgte ein langer, spannender Weg mit Wettbewerben, Community-Aufbau und schließlich der Gründung. Richtig Fahrt aufgenommen hat das Projekt dann an der WHU: Dort habe ich die Werkzeuge und das Netzwerk gefunden, um SafeSpace professionell umzusetzen.
Wie funktioniert die App genau?
SafeSpace basiert auf einem Ampelsystem: Nutzer:innen können ihre aktuelle Sicherheitslage als grün, gelb oder rot einstufen. Je nach Status werden verschiedene Funktionen aktiviert – etwa automatische Benachrichtigungen an Notfallkontakte oder ein Community Call, bei dem man anonym mit anderen sprechen kann. Neu ist eine Funktion für Fake-Anrufe, die man in unangenehmen Situationen nutzen kann, wenn man sich beispielsweise unsicher fühlt. Besonders stolz bin ich auf unsere Community-Funktion: Menschen können sich spontan vernetzen und miteinander telefonieren, wenn sie sich unwohl oder einsam fühlen. Diese Funktion kam direkt aus dem Feedback unserer Nutzer:innen. Das ist zentral. Über TikTok und Instagram haben wir früh eine engagierte Community aufgebaut. Wir sehen unsere Nutzer:innen nicht nur als Feedbackgeber, sondern als Mitgestaltende. Viele Features wären ohne diesen direkten Dialog gar nicht entstanden. Mit SafeSpace wollen wir bis Ende des Jahres 100.000 aktive Nutzer:innen erreichen – ein realistisches Ziel, nachdem wir in der ersten Testwoche bereits 10.000 Nutzer:innen gewinnen konnten. Parallel arbeiten wir an einer nachhaltigen Monetarisierungsstrategie, etwa über Unternehmenspartnerschaften.
Parallel hast du noch ein Start-up gegründet, was verbirgt sich dahinter?
Gemeinsam mit Maximilian Schulz, einem WHU-Alumnus, habe ich pop'it ins Leben gerufen – ein präbiotisches Erfrischungsgetränk ohne Zucker, das sich geschmacklich mit klassischen Softdrinks messen kann. In den USA ist dieses Konzept sehr erfolgreich, in Deutschland gibt es das noch kaum. Unsere Idee entstand aus dem gemeinsamen Interesse an innovativen Food- und Health-Trends. Die Methoden, die ich an der WHU gelernt habe – schnelles Prototyping, frühe Markttests – waren hier enorm hilfreich. In wenigen Monaten starten wir mit dem Vertrieb über Flaschenpost und ausgewählte Supermärkte. Nach dem Launch wollen wir schnell skalieren und deutschlandweit im Handel verfügbar sein. Mein größtes Ziel bleibt es aber, mit Technologie und Unternehmertum einen positiven Impact für die Gesellschaft zu schaffen.
Welche Rolle spielt die WHU für dich als Gründerin?
Eine enorme. Ich habe nicht nur betriebswirtschaftliches Wissen mitgenommen, sondern vor allem ein starkes Netzwerk. Professor:innen, die mich auf Augenhöhe beraten, Mitstudierende und Alumni, die Türen öffnen – das ist Gold wert. Besonders inspirierend finde ich den offenen Umgang mit unternehmerischem Denken an der WHU. Tech-Themen sind fester Bestandteil im Alltag, was mir bei der Umsetzung digitaler Geschäftsmodelle sehr hilft. Ich habe dort Mentor:innen gefunden, die mich fordern, fördern und als Unternehmerin wachsen lassen.
Du engagierst dich auch im Bereich Female Entrepreneurship, wieso?
In Deutschland gründen immer noch deutlich mehr Männer als Frauen. Das liegt in der Regel nicht am fehlenden Talent, sondern an zu wenig Sichtbarkeit, fehlenden Vorbildern und Unsicherheiten. Ich bin überzeugt, Frauen müssen viel öfter ermutigt werden, ihre Ideen umzusetzen. Studien zeigen, dass Frauen besonders profitieren, wenn ihnen Gründung niedrigschwellig und praxisnah vermittelt wird. Genau diese Erfahrung habe ich gemacht – und deshalb versuche ich heute, selbst junge Frauen zu motivieren, den Schritt in die Selbstständigkeit zu wagen. Die WHU ist dafür der ideale Ort.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.