„Manchmal muss man einfach machen und auf den eigenen Weg vertrauen“
Viele Jahre hat Maxi Heidenblut (MBA 2013) in der internationalen Finanzwelt gearbeitet – bei J.P. Morgan, BlackRock, MSCI in Frankfurt und New York. Heute leitet sie von New York aus ihr eigenes Unternehmen, mit dem Ziel, das Naschen gesünder zu machen. Mit Häppy Candy hat sie ein Fruchtgummi entwickelt, das es in dieser Form auf dem Markt bisher so noch nicht gab: mit 70 Prozent weniger Zucker, natürlichen Zutaten und keinerlei Zuckerersatzstoffen. Im Interview spricht Maxi über Mut, darüber, wie sie aus einer gesundheitlichen Herausforderung heraus ihre Geschäftsidee entwickelte – und welche Learnings sie anderen Gründer:innen mit auf den Weg geben möchte.
Liebe Maxi, du hast viele Jahre im Finanzsektor gearbeitet – und im März dieses Jahres deinen Job gekündigt, um dich ganz dem Thema „gesunde Fruchtgummis“ zu widmen. Hattest du gar keine Angst?
Doch, klar, das war ja ein riesiger Schritt und ein großes Risiko. New York ist teuer, und mein Job war gut bezahlt. Aber ich hatte das Gefühl, wenn ich das jetzt nicht tue, mache ich es nie. Ich lebe schon einige Jahre in den USA und ermutigt hat mich, dass Unternehmertum hier generell wesentlich positiver wahrgenommen wird als in Deutschland. Wenn du in den USA gründest, bekommst du Applaus – selbst wenn es am Ende nicht klappt. Hier in New York hatte ich im Vorfeld schon viele Gründer:innen kennengelernt, die innerhalb weniger Jahre großartige Unternehmen aufgebaut haben. Das hat mich motiviert – und mir gezeigt, dass man nicht alles perfekt planen kann. Manchmal muss man einfach machen und auf den eigenen Weg vertrauen.
Wie kamst du auf die Idee, zuckerreduzierte Fruchtgummis zu produzieren?
Mein beruflicher Weg hat klassisch im Finanzbereich begonnen. Nach meinem Bachelor bin ich bei J.P. Morgan eingestiegen und habe dort im Investment- und Asset Management gearbeitet. 2012 habe ich den MBA an der WHU gemacht, der meine Karriere extrem beschleunigt hat. Danach ging es weiter zu BlackRock, und schließlich zu MSCI in New York als Head of Product.
Parallel dazu hatte ich aber schon lange ein ganz persönliches Interesse am Thema Ernährung. Als Teenager habe ich zwei Autoimmunerkrankungen entwickelt. Beide sind im klassischen Sinne nicht behandelbar. Also habe ich angefangen, meine Ernährung mit Hilfe einer Ernährungsberaterin umzustellen. Und als ich gemerkt habe, wie stark das meinen Körper und mein Wohlbefinden beeinflusst, war das für mich ein persönlicher Wendepunkt. Ich wollte verstehen, warum das so ist, und habe 2019 neben meinem Vollzeitjob an der Stanford University ein „Certificate in Nutrition Science“ gemacht.
In dieser Zeit entstand die Idee zu Häppy Candy?
Genau. Während der Pandemie war plötzlich alles anders – keine Reisen, keine Meetings, viel Zeit zum Nachdenken. Ich bin mit Haribo groß geworden und liebe Fruchtgummis. In den USA habe ich aber keine gesunde Alternative gefunden: Die Produkte dort enthalten meist entweder wahnsinnig viel Zucker oder zahlreiche Süßstoffe, die nicht gut schmecken oder den Magen belasten. Also dachte ich mir: Das muss doch besser gehen. Ich habe dann den Telefonhörer in die Hand genommen, Hersteller in Deutschland angerufen und gefragt, ob sie Lust hätten, mit mir an einer gesünderen Alternative zu experimentieren. Ich glaube, viele haben mich wohl für verrückt gehalten. Aber ich konnte zwei Top-Hersteller in Deutschland finden, die das Potenzial gesehen haben, und ich habe mit einem der beiden die erste Produktion umgesetzt.
Wann wurde aus dieser Idee ein echtes Unternehmen – und welche Learnings hast du auf diesem Weg gesammelt?
2021 habe ich Häppy Candy als GmbH gegründet. Rückblickend war das mein erstes großes Learning:
Bei einem physischen Produkt musst du nah am Geschehen sein.
Ich dachte anfangs, ich könnte alles aus den USA heraus steuern. Das war naiv. Produktion, Partner, Lieferketten – all das braucht Nähe und schnelle Entscheidungen.
Ein zweites wichtiges Learning:
Iterationen sind normal – und notwendig.
Unsere erste Produktlinie war gut, aber nicht gut genug. Wir haben weitergetestet, mit unseren Partnern gesprochen und Rezepturen neu entwickelt. Heute besteht unser Produkt aus nur zehn natürlichen Zutaten, hat 70 Prozent weniger Zucker und kommt komplett ohne Stevia oder Zuckeralkohole aus. Dieses Ergebnis gab es nur, weil wir den Mut hatten, wieder von vorn zu beginnen.
Und drittens:
Man sollte erst klein und flexibel starten.
Ich arbeite heute bewusst mit Freelancern und Agenturen. Das hält die Kosten schlank und erlaubt schnelle Anpassungen, ohne von Anfang an ein großes Team finanzieren zu müssen.
Was rätst du anderen Gründerinnen, die ebenfalls mit dem Gedanken spielen, sich selbstständig zu machen?
Mut kommt oft erst im Tun. Einer meiner wichtigsten Ratschläge lautet daher: einfach beginnen. Der erste Schritt muss nicht perfekt sein. Außerdem sollte man das eigene Umfeld bewusst wählen. In den USA habe ich viele Gründer:innen erlebt, die groß denken. Das hat mich angesteckt. Inspiration durch das Umfeld ist ein wesentlicher Faktor für Erfolg. Und natürlich sollte man realistisch, aber nicht ängstlich sein. Entscheidungen mutig, aber nicht leichtsinnig zu treffen, ist extrem wichtig – besonders, wenn man einen sicheren Job verlässt.
Vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
