Sustainability

Kellogg-WHU-Alumnus rettet die Ozeane

Jürgen Roider im Gespräch über Unternehmergeist, den Kellogg-WHU Executive MBA und den Schutz unseres Planeten

„Strebe nach dem Mond. Selbst wenn Du ihn verfehlst, wirst du bei den Sternen landen“. Dieses Zitat aus seiner Zeit in Chicago während des Kellogg-WHU Executive MBA-Studiums ist Jürgen Roider in Erinnerung geblieben. Es bestärkt ihn darin, seine Ideen zu verfolgen und jeden noch so kleinen Erfolg als einen Schritt in die richtige Richtung zu werten. „Wenn Sie sich unsicher sind, ob Sie sich für den Executive MBA entscheiden sollen, sage ich Ihnen, tun Sie es. Mein Studium liegt nun schon Jahre zurück und ich schaue mir immer noch regelmäßig meine Notizen aus der Studienzeit an, um mein Wissen aufzufrischen. Und warten Sie dabei nicht auf den richtigen Zeitpunkt, sondern tun sie es einfach. Dasselbe rate ich Ihnen, wenn Sie mit dem Gedanken spielen, ein Unternehmen zu gründen. Wenn Sie einen Traum und eine Vision haben, dann verfolgen Sie diese.“

Jürgen absolvierte das Kellogg-WHU Executive MBA-Program im Jahr 2006. Seit seinem Studium hat er mehrere Unternehmen gegründet, wobei er seine unternehmerischen Interessen mit Hilfe des weitreichenden EMBA-Netzwerks weiterentwickeln konnte. „Der Executive MBA hat mir bei der Gründung meines ersten Unternehmens sehr geholfen. Meine ursprüngliche Motivation für die Aufnahme des Studiums war es, meinen Unternehmergeist zu entfalten, neue Geschäftsideen zu entwickeln und mir ein Netzwerk aufzubauen. Bis heute bin ich ein aktives Mitglied dieses Netzwerks.“

Den Unternehmergeist wecken.

Der Kellogg-WHU Executive MBA ist derzeit die Nummer 1 in Deutschland und verfügt mit über 65.000 Alumni an sieben Standorten weltweit über eines der größten globalen Netzwerke. „Besonders gefällt mir der Ansatz der Zusammenarbeit beider Hochschulen“, erklärt Jürgen. „Diese internationale Perspektive war wichtig, aber insbesondere das Netzwerk hat sich als unglaublich hilfreich zur Findung neuer Geschäftsideen erwiesen. Wenn man eine neue Idee hat, recherchiert man oft im Internet und stellt dann fest, dass es sie bereits gibt. Wir haben einen Think-Tank aus Alumni von Kellogg-WHU und den anderen Hochschulen gegründet, der sich alle drei Monate trifft und neue Produktideen ausarbeitet. Daraus ist beispielsweise die Idee für mein zuletzt gegründetes Unternehmen Acceleron entstanden."

Acceleron wurde 2018 mit dem Fokus auf digitale Innovation gegründet. Während einer Welle von Blockchain, Cybersicherheit, KI und Quantentechnologie wollten Jürgen und seine Mitgründer diese Technologie nutzen und hofften auf ein exponentielles Wachstum des Unternehmens innerhalb weniger Jahre. „Wir sahen nicht das Wachstum, das wir uns erhofft hatten, und befürchteten, dass wir weitere 30 Jahre brauchen würden, um dieses Ziel zu erreichen. Wir haben unser Geschäftsmodell auf ein hybrides Modell umgestellt und arbeiten derzeit an einem digitalen Geschäftsmodell mit einer neuen Art von Portal. Mittlerweile beschäftigt Acceleron mehr als 250 Mitarbeiter in Europa, dem Mittleren Osten, Asien und Amerika. Wir wollen unser Wachstum fortsetzen und machen dabei gute Fortschritte. Zuletzt haben wir Menschen aus der Ukraine eingeladen, mit uns zusammenzuarbeiten, und einige sind bereits zu uns ins Unternehmen gekommen.

Wir mussten etwas tun, da einer unserer Partner aus Odessa stammt. Er ist zum dortigen Militär gegangen und vor einigen Wochen haben wir den Kontakt zu ihm verloren. Wir bieten Geflüchteten eine Chance, ein Stück Stabilität zurückzugewinnen und ihr Berufsleben fortzusetzen. Diejenigen, die hier in Deutschland für uns arbeiten, erhalten Zugang zu Kursen und bekommen neue Laptops. Wir hoffen, dass wir damit einen Präzedenzfall für andere europäische Unternehmen schaffen".

Robotik zur Rettung der Meere.

Jürgens altruistische Einstellung führt ihn zudem in eine neue Richtung. Auf einem Segeltörn vor fünf Jahren war er schockiert über die Menge an Plastik, die er im Meer und an den Stränden sah. Ihm wurde bewusst, dass einige Organisationen wie The Ocean Cleanup zwar dagegen angehen, dabei aber buchstäblich nur an der Oberfläche kratzen. „Sie fischen Plastik aus einer Tiefe zwischen null und minus sechs, maximal sieben Metern. Aber etwa 70 % des Plastiks befindet sich viel tiefer, nämlich zwischen minus 10 und minus 70 Metern. Dafür wollte ich eine Lösung finden."

Zusammen mit einem Team aus Menschen aus aller Welt hat Jürgen das Ocean Robotics Project ins Leben gerufen. Das internationale Team entwickelt unter Jürgens Leitung Roboter, die das Meer effektiv und nachhaltig durchforsten, wie zum Beispiel den „Ocean Football“. Dieses Gerät kann von einem alten Fischerboot gezogen werden und ist im Grunde ein winziges U-Boot ohne Motor. Durch Ballast kann aus der Ferne seine Tiefe reguliert werden. Zudem arbeitet das Ocean Robotics Project an einem „Ocean Crawler“. Dabei handelt es sich um ein größeres Schiff mit eigenem Motor und einer KI-gesteuerten Kontrolleinheit - ein menschlicher Pilot ist nicht erforderlich. Darüber hinaus entwickelt das Team einen „Ocean Hoover“, einen zweihundert Meter langen Giganten, der Plastik aus dem Wasser herausfiltert, ähnlich wie die Barten eines Blauwals.

„Die eigentliche Herausforderung liegt jedoch in der Konstruktion der Fischernetze. Wir dürfen mit den Netzen auf keinen Fall Meereslebewesen einfangen, deshalb benötigen wir die Hilfe von Ozeanografen. Im Idealfall können diese Netze von Menschen aus Ländern in Afrika oder Lateinamerika hergestellt werden. Auf diese Weise könnte das Projekt Hunderte von Arbeitsplätzen in Ländern schaffen, in denen diese dringend gebraucht werden."

Dann wird Jürgen auf einmal ernst: Er stellt klar, dass das Ziel des Projekts nicht darin besteht, Profit zu erwirtschaften, sondern die Idee zu verbreiten, um eine größtmögliche Wirkung zu erzielen. „Wir hoffen, die Europäische Union für unser Projekt zu gewinnen, eine Crowdfunding-Kampagne zu starten und Tausende von Menschen zu erreichen. Die gesamten Einnahmen würden in das Projekt fließen und zudem benötigen wir viele Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Wir würden auch gerne mit anderen Unternehmen und Organisationen zusammenarbeiten, um unser Projekt erfolgreich voranzubringen—zum Wohl der Ozeane—und damit nicht zuletzt von uns allen.“